Tetje sitzt mit Hein und Fiete in der großen Wohnküche des Altersheims, als Marcel Mauss eintritt. Ganz wie immer im schulterfreien Schiesser-Unterhemd. Aber jetzt trägt er auch ein Rezeptbuch unter’m Arm und lächelt dabei verschmitzt.
Tetje: „Ah, Herr Mauss! Schön, dass Sie vorbeikommen. Ich hab gehört: „Man ist, was man isst?“
Mauss: „Essen ist mehr als Nahrung. Essen ist Kommunikation, Beziehung, Kultur – und Bewegung. Jeder Bissen, jeder Löffel verbindet den Körper mit der Welt.“
Hein hebt den Löffel, wackelt ein bisschen mit der Hand und lacht:
Hein: „Also Bootsmann, wenn du mir hilfst, den Eintopf zu halten, kriegen wir mehr als nur Suppe – wir kriegen Verbindung!“
Bootsmann stupst sanft mit der Nase an Tetjes Hand, wedelt mit dem Schwanz und unterstützt beim Halten der Schüssel.
Mauss: „Sehen Sie, jedes Mal, wenn Sie jemanden beim Essen helfen oder selbst kleine Bewegungen ausführen, wird das sozial und motorisch geübt. Hilfe und Abhängigkeit wechseln sich ab – man gibt, man bekommt, man bewegt sich.“
Tetje: „Also, dat Schöpfen vom Eintopf, der Gang zum Tisch, das Aufstellen des Löffels – dat alles is Bewegung und Beziehung in einem?“
Mauss: „Ja! Die Bewegungen beim Essen, das gemeinsame Greifen, Rühren oder Ablegen des Bestecks – alles sensorische Erfahrungen. Wer Hilfe bekommt, lernt gleichzeitig Selbstständigkeit und Kooperation.“
Fiete probiert vorsichtig einen Löffel, Bootsmann schnuppert, dreht sich im Kreis.
Fiete: „Also wenn ich den Löffel halte, probiere, wieder zurückstelle – das trainiert Hände, Arme und Kopf.“
Tetje: „Und wenn Hein mir hilft, krieg ich Unterstützung, ohne dass ich alles alleine schaffen muss – dat is Abhängigkeit und trotzdem Training.“
Mauss: „Richtig, Tetje. Jede Mahlzeit ist ein Ritual: Geschmack, Temperatur, Geruch, Bewegung, Kommunikation. Man nimmt nicht nur Nahrung auf, man erlebt, man lernt, man interagiert. „Man ist, was man isst“ – und wie man isst, wer hilft, wer beobachtet, wer beteiligt sich.“
Hein hebt den Löffel und macht eine kleine Bewegung: Schwenken, greifen, zum Mund führen.
Hein: „Also, Bootsmann, du und ich üben heute Koordination, Balance und Timing – und die anderen dürfen zuschauen.“
Bootsmann springt kurz auf, stupst den Eintopf, legt sich wieder hin, zufrieden, dass er Teil des Systems ist.
Tetje: „Wat lernen wir draus? Essen im Heim ist kein Stillstand – jeder Schritt, jede Bewegung, jede Hilfe zählt. Wir trainieren Motorik, Selbstständigkeit, Geduld und Gemeinschaft. Und dat alles schmeckt nach Suppe, nach Spaß und nach Verbundenheit.“
Mauss nickt zufrieden, schreibt kleine Notizen, wie jeder Löffel, jede Handbewegung, jede kleine Hilfe ein winziges Lernritual ist.
Tetje: „Und Bootsmann? Der is auch mittendrin – Bewegungsübungen für Schwanz und Nase, wie man richtig spürt, wer wann was isst.“
Alle lachen, essen weiter, jede Bewegung ist spielerisch, jede Handlung wird zur kleinen Übung, jeder Bissen ein kleiner Lernmoment – so wird die Mahlzeit im Altersheim zu einem Fest für Körper, Geist und Herz.
