Ich erinnere mich noch genau an das Kreischen des Krans, wenn er die Lasten hob. Der Haferkran war ein stählerner Riese, der Tag für Tag Kornsäcke aus den Schiffsbäuchen zog. Für uns Schauerleute war das kein Schauspiel, sondern tägliche Plackerei. Wenn die Säcke endlich unten lagen, wuchteten wir sie auf die Schultern. Einer nach dem anderen, schwer wie Mühlsteine.
Mehr lesenTetje unterwegs auf Hamburgs Kanälen
Tetje mit die Utsichten: Kurzgeschichten
Mehr lesenTetje, Mauss und das Essen im Heim
Tetje sitzt mit Hein und Fiete in der großen Wohnküche des Altersheims, als Marcel Mauss eintritt. Ganz wie immer im schulterfreien Schiesser-Unterhemd. Aber jetzt trägt er auch ein Rezeptbuch unter’m Arm und lächelt dabei verschmitzt.
Mehr lesenTetje mit „die“ deutschen Psychologen (von Backbord nach Steuerbord)
In dieser Ausgabe schippern wir mit Tetje, Hein und Fiete sowie den anderen Philosophen tiefer durch die „Gewässer“ der menschlichen Seele. Es wird eine bunte Hafenrundfahrt, vorbei an Denkmälern und Einblick in die Hinterzimmer der feinen Damen und Herren „Pfeffersäcke“.
Mehr lesenTetje und Sigmund Freud
🛋️ 1. Tetje un Freud in de Hafenpraxis – „Dat Unbewusste kummt von achtern“
Ort: Eine alte Barkasse, umgebaut zur „Praxis Dr. Siggi Freud“, Elbbrücken.
Szene:
Tetje liegt lang ausgestreckt auf einer Planke mit Nackenrolle, Hein spielt den Pförtner und Fiete ist als Assistent dabei.
Freud: „Also, Herr Tetje, was träumen Sie so?“
Tetje: „Meistens dat ich mit’n Aal rede, und der Aal is mien Mudder, aber auch ein Fischbrötchen.“
Freud (nickt wissend): „Ein klassischer Ödipus-Fisch. Symbolisch gesprochen natürlich.“
Hein (von draußen): „Oder er hat einfach Hunger!“
Fiete: „Oder beides. Hunger auf Mutterliebe mit Remoulade.“
Freud: „Und sagen Sie mal – wie ist Ihr Verhältnis zu Ihrem Vater?“
Tetje: „Der war Kapitän, aber innerlich eher Decksmann. Ich glaub, ich hab’n innerlichen Ankerkomplex.“
Freud: „Sie meinen: Sie kommen nie los vom sicheren Hafen?“
Tetje: „Nee, ich mein: Ich zieh alles runter, wat mir zu nah kummt.“
Fiete: „Wie dein Humor, Tetje.“
Am Ende verschreibt Freud Tetje eine Dosis „Verdrängung mit Hafengeruch“ und sie trinken zusammen einen Schnaps auf das „kollektive Unterdeck des Unbewussten“.
🪞 2. Der Spiegeltraum – „Ich und Es unterm Elbnebel“
Ort: Eine träumerisch-surrealistische Kulisse am Museumshafen Övelgönne.
Tetje ist eingeschlafen in einem alten Rettungsboot, Hein und Fiete wachen über ihn. Plötzlich taucht Freud auf – im Traum.
Freud: „Ich bin dein Über-Ich. Oder zumindest dein österreichischer Berater.“
Tetje: „Ich wusste, dass mein Über-Ich Zigarren raucht.“
Freud: „Du hast ein starkes Es – aber es sabbelt zu viel.“
Tetje: „Wen wundert’s – ich bin Hamburger!“
Dann erscheint ein Spiegel, in dem Tetje sich als Möwe sieht.
Freud: „Sie fliegen über alles hinweg – klassischer Abwehrmechanismus.“
Tetje (erschrocken): „Oder ich bin einfach frei, du Tüdelpsychologe!“
Fiete (aus dem Off): „Wenn sein Über-Ich platt schnackt, weißt du, es ist ernst.“
Hein: „Ich hab das Gefühl, Freud ist nur ein Symbol für Tetjes inneren Spinat.“
Freud: „Ich bin beleidigt. Aber analytisch.“
Tetje: „Dann analysier mal dein Ego. Meins will jetzt n Fischbrötchen!“
🧠 3. Freud op’n Fischmarkt – „De Psycholog von Wien un de Aal mit Komplex“
Ort: Hamburger Fischmarkt, kurz nach Sonnenaufgang. Freud will Menschen beobachten.
Freud (entgeistert): „Diese Menschen schreien sich an, schlagen mit Aalen, und nennen es Einkaufen.“
Tetje: „Dat is Katharsis, Siggi. Wat bei dir Analyse is, is bei uns ‘n Aal in’t Gesicht.“
Freud: „Was ist mit dem Mann, der Bratheringe verkauft und dabei weint?“
Hein: „Der verarbeitet seine Kindheit. Und schlechte Umsätze.“
Fiete: „Jau, de hat ‘n Vaterkomplex mit Matjes-Füllung.“
Freud: „Und dieser Junge, der mit seiner Mutter die Krabben sortiert – sehen Sie das Unbewusste in Aktion?“
Tetje: „Nee, ich seh, dat er gleich ne Scholle klaut.“
Freud (begeistert): „So roh, so ehrlich – das ist die Id-Struktur pur!“
Freud schreibt hektisch auf einen Fischkarton:
„Das Unbewusste ist ein Fischmarkt. Es stinkt, es schreit, aber es lebt.“
Am Ende versucht Freud, seine Couch auf dem Fischmarkt zu verkaufen. Erfolglos. Hein tauscht sie gegen zwei Makrelen.
Napoléon und Bismarck treffen sich im Hafen
Es war ein klarer Vormittag und ich dachte gerade an das übliche Schietwetter.

Aber heute ist die Luft frisch und der Himmel so blau, dass selbst die Möwen überrascht schienen..
Die Zitronenjette von Hamburg
Die Zitronenjette ist ja eine herrlich eigenwillige Figur – klein, arm, aber mit Haltung und einem Lächeln auf den Lippen. Sie passt wunderbar in den hanseatischen Kosmos aus Würde, Witz und Widerständigkeit.
Die Zitronenjette – mit bürgerlichem Namen Johanne Catharina „Jette“ Rehbein – war eine Hamburger Originalfigur des 19. Jahrhunderts. Sie lebte tatsächlich und wurde durch ihre Eigenart, Zitronen auf den Straßen Hamburgs zu verkaufen, zur bekannten Stadtgestalt.
Mehr lesenMit Jette auf dem Fischmarkt
Die Marktstände biegen sich unter der Last von Heringen, Lachsen und Muscheln. Zitronenjette steht dort, wie immer in ihrem luftigen Kleid mit dem weiten Unterrock, der beim Drehen kleine Wellen wirft. Die Sonne fängt die gelben und grünen Früchte ein, und ihr Duft mischt sich mit dem salzigen Atem des Hafens. Ich sehe, wie die Zitronen auf den Holzplanken glänzen, und sie lacht mir zu, während sie eine besonders saftige Zitrone aufnimmt und den Geruch tief einsaugt.
„So frisch wie die Flut heute morgen, Tetje“, ruft sie, und ich kann nicht anders, als zu nicken.

Die Flut zieht fort, die Planken glänzen,
alte Geschichten in den Wellen tanzen.
Ein Hund, ein Lächeln, ein Zitronenduft,
verwebt mit Seeluft und Hafensluft.
Das Orakel auf der Brücke
Dat war’n Morgen, wie er im Buche steht – graublau, feucht und still. Der Nebel hing überm Kanal wie ein altes Segeltuch, und irgendwo klapperte ein Fensterladen. Ich saß da auf meiner Bank beim Tee, und die Möwen schrien, als hätten sie sich auch was zu sagen.
„Nu, Kapitän,“ ruft einer vom Fenster nebenan, „wo geht die Reise heut hin?“
Ich dreh mich, da steht Fiete, den Rollator in der Hand wie’n Enterhaken.
„Reise?“ sag ich. „Heut fahr ich höchstens bis zur Brücke und zurück.“
„Na, das is doch was“, sagt er, „Hauptsache, du bleibst auf’m Kurs.
Geh mit Gott, aber „geh““

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