Moderation & Mediation

(Schiedsrichtertagung Deutscher Hockey Bund)

Ein hartes Stück Arbeit für alle war auch das fünfstündige Seminar mit Tetje Velmede. …
Doch vielleicht fangen wir erst mal mit Leistung an.

Wenn Indien gegen Pakistan ein Hockey-Länderspiel austrägt, ist Spannung garantiert und beide Verbände haben gerne deutsche Schiedsrichter. Wenn die Fußballer von Chelsea, Madrid oder Mailand auswärts im Europapokal antreten, haben auch sie am liebsten einen deutschen „Referee“.
Die Schiedsrichter der Bundesligen haben im Ausland ein sehr hohes Ansehen: Sie gelten als besonders „gerecht“ und „neutral„. Das ist allerdings so ziemlich das einzige, was die Fußball- und Hockey- Unparteiischen gemeinsam haben. DFB- und UEFA-Schiedsrichter Jürgen Jansen referierte beim Treffen der DHB-Empires am letzten März-Wochenende in der Sportschule Wedau (Duisburg) eindrucksvoll die Anforderungen im Profifußball.

Respekt zollte er den Hockey-Leuten für ihre Bereitschaft, mit einem finanziellen Eigenanteil die Kosen zu senken. Kein Vergleich zu den Kickern, bei denen der Schiedsrichter schon in der Regionalliga pro Spiel etwa tadsusend Mark erhält. Insgeheim mag da der eine oder andere allerdings froh sein, dass die Leistungsanforderungen zwischen Hockey- und Fußballschiedsrichter mindestens ebensoweit auseinander klaffen.
Gefordert waren die DHB-Schiedsrichter beim Cooper-Test – wohl eher wegen der frühen Zeit (7.30 Uhr) als wegen der gesetzten Laufstrecke: Die geforderten 2000 Meter Minimum in zwölf Minuten schafften alle – wie bei den Fußball-Schiris – keiner.

Ein hartes Stück Arbeit für alle war auch das fünfstündige Seminar mit Tetje Velmede. Der ehemalige Hamburger Hockeyspieler ist von Beruf Arbeitspsychologe und arbeitet in London als Unternehmensberater. Aus alter Verbundenheit zum Hockeysport sagte er der Schiedsrichter-Kommission sofort zu und verzichtete auch auf Honorar.
Die Persönlichkeit des Schiedsrichters, seine Körpersprache auf dem Spielfeld, der Umgang mit (schwierigen) Spielern und mit Trainern waren die Arbeitsschwerpunkte des Psychologen.

Während des Seminars und bei der Nachbereitung in der Kommission taten sich allerdings auch die Defizite im DHB-Schiedsrichterwesen auf: Das Selbstverständnis von der Person Schiedsrichter und seinen Aufgaben auf dem Platz differiert zwischen den einzelnen DHB-Unpartelischen sehr stark. Auch darin liegt eine Ursache für noch stark unterschiedliche Regelanwendung, die wiederum Spielern und Trainer in eine gewissen Orientierungslosigkeit bringt.

Selbstkritik, die schmerzt – vor allem in einer Situation, da die Kommission gezwungen ist, die Zahl der Bundesliga-Schiedsrichter massiv aufzustocken und nicht selektieren kann. Ein Hoffnungsschimmer ist der Nachwuchs. Besser geschult und mit einem moderneren Verständnis von dem, was Hockey und Schiedsrichterei ist. Da schließt sich der Kreis wieder zum Fußball. Jürgen Jansen schilderte den hohen Druck in der Bundesliga.

Er als 37-jähriger zählt zu den Alten. „Und die Jungen kratzen mächtig“. sagte er. Die Jungen, das sind die Mittzwanziger, die – wie beim Hockey – besser geschult viel früher auf dem Sprung in die Bundesliga sind. Also rückt Hockey ja doch zum Fußball auf – außer in punkto Geld. Doch vielleicht fangen wir erst mal mit Leistung an.

Tetje Velmede

Tetje Velmede Dipl. Sozialpsychologe (.fr) Dipl. Arbeitspsychologe (.fr)